Urlaub auf Kreta
... »5 Sterne all inclusive«-Luxus? Ihr wollt nicht den ganzen Tag am Pool oder Strand faulenzen? Ihr wollt Euch auch nicht von einem Ganztags-Buffet mit internationaler Küche verwöhnen lassen, und schon gar nicht zu festen Zeiten? Ihr benötigt keine Animateure, um Euch animieren zu lassen? Ihr wollt Euch nicht den ganzen Tag dem Hotellärm und den abendlichen Veranstaltungen am Pool aussetzen? Ihr braucht auch keine Klimaanlage und eine stets gefüllte Minibar?
... in die Sonne und habt Euch (erstmalig) Kreta als Ziel ausgesucht? Ihr wollt die Insel und die Menschen kennen lernen, wollt etwas unternehmen, wollt Euch vom kretischen Wind treiben lassen. Ihr möchtet die wahre kretische Küche genießen und die griechische Gastfreundschaft erfahren. Ihr sucht (ein bisschen) Abenteuer und wollt dem Touristengewimmel entfliehen. Ihr wollt Kreta, seine Bewohner, seine Gepflogenheiten und seinen Alltag kennen lernen. Ihr wollt mittendrin und nicht nur dabei sein.
Das sind die besten Voraussetzungen, um auf der »Insel unter dem Wind« Urlaub zu machen! Genießt die Ruhe und Abgeschiedenheit in Eurem Zimmer oder auf Eurem Balkon, findet Euch aber innerhalb von 5 Minuten inmitten des touristischen Treibens zwischen Shops, Tavernas und Lokalen wieder. Bereitet Euch zu jeder Zeit einen kleinen Snack, wenn der Hunger plagt, oder geht gut 5 Minuten ins nächste Restaurant und genießt die kretische Küche. Geht 50 Meter an den Strand und ins Meer oder geht an den Pool. Lasst Euch treiben und macht das, was Ihr wollt, ohne Stress und ohne Zwänge.
Der erste Kontakt
Wer heute das erste Mal Kreta als sein Urlaubziel aussucht, der liest nicht nur Reiseführer, sondern sucht und erfragt in sozialen Netzwerken, wie z. B. Facebook, entsprechende Hinweise. Man meldet sich in einer Gruppe an und bittet um Infos - und schon regnet es Tipps und Ratschläge. Im Sekundentakt erhält man stichwortartige Angaben, umfassende Orts- und Hotelbeschreibungen oder gar ganze Reisberichte, die häufig konträrer Natur sind und schon bald den Leser mehr verwirren denn aufklären. Jeder Kreta-Urlauber preist dabei natürlich seinen Urlaubsort, seine Badebucht und sein Lieblingsrestaurant an. Da gibt's den Ersturlauber, der im letzten Jahr eine Woche in Plakias war und diesen Ort an der Südküste als das schönste Fleckchen Erde der Welt auserkoren hat. Dann gibt es den Stamm-Urlauber, der seit vielen Jahren mehrmals pro Jahr in Georgioupoli sein (Urlaubs-)Glück findet und diese Urlaubs-Oase während seines Aufenthalts eigentlich noch nie verlassen hat.
Jeder dieser Tipps und jede dieser Empfehlungen kommen von ganzem Herzen und voller Leidenschaft, denn jeder, der Euch geantwortet hat, hat auf der Insel sein Stückchen Kreta gefunden, ist dort glücklich und möchte seine Erfahrungen an Euch weitergeben.
Für Euch wird es jetzt schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, die vielen Informationen zu sortieren, zu selektieren und aus der Ferne zu beurteilen. Ich möchte jetzt zu Eurer Verwirrung beitragen und Euch mein Kreta ein bisschen näherbringen.
Es gibt kein Rezept
Es gibt Menschen, die den Tumult und das Gewimmel in Heraklion lieben, andere wiederrum bevorzugen die Einsamkeit in den Ortschaften an der Südküste und wieder andere erwandern die Insel und suchen sich abends ein Plätzchen, um ihr Zelt aufzuschlagen. Jeder nach seiner Fasson, aber leider ist häufig zu beobachten, dass viele es versäumen, über den Tellerrand zu schauen. Einmal Matala, immer Matala. Kreta ist aber nicht Rethymnon, Agios Nikolaos, Chersonissos oder Malia, Kreta ist weit mehr. Kreta ist eine kleine Welt, die erkundet werden will und die man erleben und erfahren muss (oder zumindest sollte).
Es gibt kein Rezept, das man für einen (Erst-)Urlaub ausstellen kann. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, Wünsche und Ansichten in Bezug auf die schönste Zeit des Jahres, aber vielleicht kann ich denen, die ähnlich ticken wie ich, ein paar Informationen und Anregungen geben, aus denen sie sich erste Anreize für einen gelungenen (ersten) Kreta-Urlaub ziehen können.
Norden vs. Süden
Man erkennt in Facebook sehr schnell, dass es zwei große Fraktionen gibt: die Verfechter des Nordens und die Eiferer des Südens. Um es vorweg zu nehmen: ich bin ein Nordlicht.
Es ist natürlich fast unmöglich, als begeisterter Kreta-Fan objektive Ratschläge zu erteilen und letztendlich muss jeder selbst sein Fleckchen auf der größten griechischen Insel finden, das ihm gefällt. Es ist aber mehr als ärgerlich, wenn man erstmalig auf die Insel fliegt und vor Ort feststellt, dass die Bilder im Reisekatalog viele »Kleinigkeiten« verheimlicht haben. Das Hotel ist zu laut, der Weg zum Meer führt über eine viel befahrene Straße, der Pool ist zu klein, das Essen entspricht nicht den Vorstellungen, das direkte Umfeld ist öde und die Abende sind langweilig. Jetzt noch ein oder zwei Regentage und das Fazit heißt: "Nie wieder Kreta!" Das sollte natürlich nicht passieren.
Ich fliege jetzt seit fast 30 Jahren nach Kreta - und zwar immer an denselben Ort in dieselbe Privatpension. Einfallslos? Keineswegs. Für meine Frau und mich ist Kreta nicht nur Sonne, Meer und gute Laune, sondern auch Abenteuer, echte (und keine touristische) griechische Küche und viele soziale Kontakte.
Auf verschlungenen Eselspfaden mit dem Jeep einen Gipfel erstürmen, in der Hoffnung, dass man oben den Wagen wenden kann. Sich in einem kleinen, unscheinbaren Bergdorf in eine private Wohnküche, die als Taverna ausgeschildert ist, setzen und die einfache aber feine, frische Küche genießen. Sich mit Einheimischen, die kein Englisch und schon gar nicht Deutsch sprechen, mit Händen und Füßen austauschen.
Das ist für uns Urlaub, das ist für uns Kreta und dafür ist die Pension in Platanes, ca. 8 km östlich von Rethymnon, genau der richtige Ausgangspunkt.
Aber das wollt Ihr ja noch gar nicht wissen. Ihr sucht eine Stelle auf der Insel, auf der Ihr Euren Urlaub verbringen könnt, mit Euren Vorstellungen und Euren Plänen für einen schönen Aufenthalt.
Ich werde jetzt versuchen, einige Fakten aber natürlich auch subjektive Ansichten aufzuzeigen, die Euch die Entscheidung vielleicht ein bisschen erleichtern, wo Ihr demnächst Euren Urlaub verbringen sollt.
Der Norden
Der Norden der Insel ist für den Tourismus ziemlich erschlossen. Von Kissamos im Westen bis nach Sitia im Osten verläuft die »Neue Nationalstraße« auf einer Strecke von gut 300 Kilometern meistens strandnah an der Küste entlang und sorgt so für schnelle Verbindungen, wenn man mal raus und etwas anderes sehen möchte. Wer sich für seine Entdeckungstouren kein Fahrzeug mieten möchte, kann im Norden viele Wege auch per Bus zurücklegen - oder mit einem Taxi.
Entlang dieser »Autobahn« gibt es Landstriche, an denen reihen sich Hotels, Restaurants und typische Touristenshops aneinander, um jeden Geldbeutel zufriedenzustellen und den Gast am Ort zu halten. Stichwort: 5 Sterne all inclusive.
Ebenso findet man Ferienhäuser oder ganze Ferienhaussiedlungen in unmittelbarer Nähe zum Meer. Einzelne Tavernas oder »Beach Bars« sowie breite Strandabschnitte, die nur wenig frequentiert sind, runden das Angebot ab.
Selbstverständlich gibt es im Verlauf der Schnellstraße auch viele touristisch erschlossene Ortschaften, die vom Hotel bis zum Kinderspielplatz alles bieten, was das Urlauberherz begehrt. Beispiele hierfür sind Georgioupolis oder Bali. Beide Orte sind sehr beliebte Urlaubsziele.
Zwischen Georgioupolis und Bali liegt die Stadt Rethymnon, die sich mit ihren Vorstadtorten weit nach Osten ausweitet. Darauf werden wir noch zurückkommen.
Weiter im Osten gelangt man zu den touristischen Ballungszentren wie Chersonisos, Malia oder Agios Nikolaos.
Der Norden bietet also fast lückenlos alle Optionen, die dem Urlauber wichtig sind, egal für welchen Geldbeutel und egal in welcher Ausprägung. Man kann den Tag am Pool oder am Meer verbringen, erhält leckere (europäisierte) griechische Küche und für einen Tagesausflug steht ein kostengünstiges Busliniennetz bereit. Auf dem ersten Blick wirkt alles perfekt und die tollen Fotos im Prospekt des Reisebüros tun ihr Übriges. Ob man nun Ruhe, Erholung und Einsamkeit oder Spaß, Abenteuer und Action möchte, beides wird Euch an der Nordküste geboten.
Wir sollten aber genauer hinschauen!
Die kleineren Urlaubsorte wie Georgioupolis, Panormos oder Bali, haben Inselcharakter. Sie bieten dem Urlauber alle Annehmlichkeiten, die man während der wichtigsten Zeit im Jahr haben möchte, aber leider keine Abwechslung. Links ist nichts, rechts ist nichts, vor Dir das Meer und hinter Dir - nichts.
Beispiel Georgioupoli: In der Street View schauen wir nach Norden, Richtung Ortschaft und Meer. Dreht Euch doch mal um 180 Grad!
Nächstes Beispiel Bali. Rechts ab geht's nach Bali. Die Bushaltestelle befindet sich direkt an der »Autobahn«. Und wenn wir uns nach links wenden?
Beispiel der Touristenhochburg Chersonisos. Bitte wenden!
Und das Touristenzentrum Agios Nikolaos. Macht mal einen 180° Schwenk!
Ja, natürlich habe ich nicht die schönsten Ecken ausgesucht, aber wer will Euch denn garantieren, dass Ihr nicht genau diesen Urlaubsort gebucht habt? Ihr wolltet nach Kreta - Ihr seid auf Kreta.
Nur gut, dass die 5-Sterne-Anlagen in diesen Gegenden mehr zu bieten haben. Also bleibt man im Hotel, lässt sich animieren und schlendert dann und wann mal durch den Ort, mehr Möglichkeiten gibt es häufig nicht.
Möchte man mal etwas anderes sehen, benötigt man zwingend ein Fahrzeug, sei es ein Mietwagen oder ein Taxi. Oder man stellt sich direkt an der Schnellstraße an die Bushaltestelle (siehe Bali).
Für Familien mit Kindern sind gut ausgestattete »All Inclusive»-Hotelanlagen natürlich Gold wert. Die Kinder können sich relativ frei bewegen, jederzeit Getränke erhalten und finden viele Spielkameraden. Hinzu kommen die vielen Animations-Angebote, auch für kleinere Kinder, die dafür sorgen, dass man selbst auch mal auspannen kann.
Als meine Kinder klein waren, sind wir zu fünft in den Urlaub geflogen. Den Kindern war es vollkommen egal, wohin die Reise ging, Hauptsache Sonne, Pool, Meer, den ganzen Tag freie Getränke und andere Kinder kennen lernen.
Wir haben damals Mallorca gebucht.
Meine Ausführungen sind sicherlich voreingenommen, unvollständig, einseitig und der ein oder andere empfindet sie vielleicht auch als provokant. Damit kann ich leben, wenn ich Euch helfen kann, einen schönen Urlaub auf der »Insel unter dem Wind« zu verbringen.
Mir geht es dabei auch weniger um den Nord-Süd-Vergleich. Ich möchte Euch Kreta auf eine Weise näherbringen, die es Euch erlaubt, etwaige Fehler bei der Buchung zu vermeiden und die Euch hinterher sagen lässt: "Da wollen wir wieder hin!"
Kommen wir nun zu meinem Favoriten: Platanes (oder Platanias, je nachdem, von welcher Seite man in den Ort kommt), ca. 8 km östlich von Rethymnon. Hier erlebt Ihr Ruhe, wenn Ihr das passende Hotel gebucht habt, aber auch jede Menge Abwechslung in fußläufiger Entfernung. Wichtig ist, dass Ihr bei der Buchung darauf achtet, dass Ihr ein Hotel bekommt, das nördlich der »Alten Nationalstraße« liegt, sonst müsst Ihr diese sehr stark frequentierte Straße nämlich immer erst überqueren, wenn Ihr ans Meer wollt. Außerdem liegen die Hotels südlich der »Alten Nationalstraße« sehr häufig auch direkt an der Straße. Mit Ruhe ist da also nichts.
Bei den heutigen technischen Möglichkeiten kann ich Euch nur empfehlen, in Google Maps in den Street-Modus zu gehen und die »Alte Nationalstraße« mal ostwärts ab hier virtuell zu durchlaufen.
Bewegt Ihr Euch Richtung Osten, findet Ihr links (gen Norden) die Hotels, die mehr oder weniger direkt am Meer liegen und rechts (gen Süden) die Hotels an der zu überquerenden Straße.
Geht Ihr zurück in den Kartenmodus, erkennt Ihr, wo die Hotels liegen: unmittelbar am Strand, weit entfernt vom Getümmel im Ort. Achtet also bei der Buchung darauf, dass Ihr ein Hotel am Strand bekommt und denkt daran, dass die tollen Abbildungen in den Katalogen Vieles beschönigen oder gar falsch wiedergeben.
Wollt Ihr Action, dann sind es nur gute 200 Meter und Ihr seid mitten im Touristentrubel. Hier findet Ihr Shops, Schmuckläden, Pelzgeschäfte, Autovermietungen sowie Restaurants in großer Anzahl.
Beide Hotels sind sehr beliebt und werden in den sozialen Netzwerken auch immer wieder erwähnt. Sie haben nur einen Nachteil: möchte man ans Meer, muss man zuerst die stark befahrene Straße überqueren, um sich dann auf der anderen Seite ein Schlupfloch zu suchen, durch das man an den Strand gelangen kann.
Hotels in der Nähe von Stavromenos
Stavromenos liegt ca. 3 km östlich von Platanes. Auf der Internetseite werden mehr als 250 Hotels zwischen Panormos und Rethymnon gelistet, da sollte für jeden etwas dabei sein.
Nochmal mein Hinweis: In Rethymnon findet Ihr keine Hotels am Strand!
DerSky Park hat im hinteren Bereich ein Garten-Restaurant und davor eine Bar, die ab ca. 23 Uhr zur Disco umfunktioniert wird. Direkt an der Straße gibt es noch einen Grill und ein Internet-Café.
Im Restaurant sind besonders empfehlenswert die »Tortellini à la Crème« und das »Zigeunerschnitzel«.
Die Giros-Pita, die man vorne im Grill bekommt, ist aus meiner Sicht die beste auf der Insel.
Die angesprochene Disco im Sky Park ist ein MUSS für Kids und auch für Erwachsene, die noch nicht im Rentenalter sind!
Das Kellari ist ein reines Restaurant und bietet ebenfalls eine hervorragende Karte. Wir sitzen gerne im vorderen Teil bei einem »English Breakfast« und beobachten das Treiben auf der Straße, abends hingegen bevorzugen wir den hinteren, ruhigeren Teil des Restaurants und genießen zusammen mit auf der Insel lebenden Freunden die sehr empfehlenswerten »Spareribs» bei einer guten Flasche Hauswein.
Ein Restaurant in einer Traumkulisse mit einer fantastischen Sicht auf die Nordküste ist das Fantastico. Hier sind griechische Vorspeisen (Mezedes) angesagt. Viele unterschiedliche Speisen in kleinen Mengen, von denen sich jeder am Tisch nehmen kann. Dazu gibt es den obligatorischen Hauswein.
Das Fantastico liegt oberhalb von Maroulas und ist für Ortsunkundige nicht immer leicht zu finden. Habt Ihr es aber entdeckt, dann reserviert Euch einen Tisch zu einer Uhrzeit, die es Euch erlaubt, den Sonnenuntergang zu sehen. Ein unvergessliches Erlebnis.
Wollt Ihr mal die nähere Umgebung kennen lernen, Euch dafür aber kein Auto mieten, dann steigt doch einfach mal in diese oder diese Bimmelbahn und lasst Euch das Hinterland mit kleineren Dörfern oder die Stadt Rethymno zeigen.
Solltet Ihr mit dem Auto nach Rethymno fahren, dann folgt bei der Parkplatzsuche nicht den Einheimischen, das könnte schiefgehen. Stellt Euer Auto hier für kleines Geld ab und riskiert keinen überteuerten Strafzettel.
Wollt Ihr Action? Dann mietet Euch ein Jet-Ski (Wetbike), genießt 'ne Runde Parasailing oder setzt Euch aufs Banana Boat.
Oder Ihr fahrt mit dem Bus nach Rethymno. Schaut Euch die Altstadt an, genießt am »Alten Hafen« ein kühles Getränk und ein überteuertes Essen, bucht eine »Dolphin Tour« oder eine Fahrt im Piratenschiff oder geht shoppen.
Ihr könnt Euch, meistens gleich um die Ecke, ein Auto, ein Motorrad, ein Quad oder ein Fahrrad mieten und die Insel auskundschaften.
Übrigens: solltet Ihr Euch ein Auto mieten, dann tut Euch selbst einen Gefallen und besteht nicht auf eine Klimaanlage. Am schönsten ist die Fahrt in einem offenen Jeep, denn Ihr müsst Kreta nicht nur sehen, sondern auch fühlen und riechen.
Falls Ihr gerne wandert, überquert die »Alte Nationalstraße« in Richtung Süden und Ihr habt schnell den Touristenlärm hinter Euch gelassen.
Der Süden
Der Süden Kretas ist lange nicht so erschlossen wie der Norden. Es gibt keine Schnellstraße die Küste entlang und häufig führt ein und dieselbe Straße in den Ort hinein und wieder hinaus.
Hier fällt es mir schwer, unparteiisch zu bleiben. Von Elafonisi bis Ierapetra haben wir in den Jahren alles mehr oder weniger erkundet. Es gibt viele schöne Orte an der Südküste, die es durchaus wert sind, besucht zu werden, aber sie sind für uns keine Urlaubsdomizile.
Chora Sfakion, Plakias, Frangokastello, Preveli oder Agia Galini sind sehr lohnenswerte Ziele, da teilweise die Wege dorthin schon Spaß und Abenteuer bedeuten, aber sie eignen sich aus unserer Sicht nicht für einen längeren Aufenthalt. Hinfahren (manchmal über abenteuerliche Serpentinen), Snack einnehmen, kurz ins Libysche Meer springen und dann wieder gen Norden.
Du bist Schriftsteller oder Kunstmaler, liest gerne und viel, willst Deine absolute Ruhe? Dir reicht das Hin und Her zwischen Hotel und Strand, zwischen Bett und Sonnenliege? Dann solltest Du auf jeden Fall den Süden wählen.
Viele der Urlaubsorte hier sind wie kleine autarke Inseln. Links und rechts Einöde, vor Euch das Meer (das übrigens um einiges kühler ist als im Norden) und hinter Euch die kargen Berge. Auch hier rate ich Euch, schaut Euch die Orte in Street View an und urteilt selbst.
Auch das Angebot an Freizeitspaß auf dem Meer oder abends in einer Disco oder Bar ist hier eher eingeschränkt, also wenig geeignet für Jugendliche.
Wer jedoch gerne schnorchelt oder taucht, der sollte auf jeden Fall an die Südküste fahren. Ich glaube, alle Tauchkurse, die im Norden in den Hotels angeboten werden, finden im Libyschen Meer statt.
Resümee
Ich möchte kein Fazit ziehen, denn das wäre viel zu voreingenommen. Wie ich schon erwähnte, bin ich ein Nordlicht und ich liebe den Süden lediglich für schöne Tagesfahrten. Ich denke, es ist auch fast undenkbar, einen Nordküstenfan vom Süden und einen Südküstenanhänger vom Norden zu überzeugen. Das will aber ja auch niemand. Macht Euch Euer eigenes Bild, besucht beide Regionen und trefft dann Eure eigene Entscheidung.
Weitere Informationen
Diese Verpflegungsart hat sich (leider) inzwischen auch auf Kreta durchgesetzt. Die Konsequenz: man muss das Hotel nicht mehr verlassen - und viele verlassen es auch nicht. Man kann zwar hinterher sagen, dass man auf Kreta war, aber es hätte auch Mallorca oder die Dominikanische Republik sein können. Gesehen hat man so gut wie nichts.
Mein Tipp: Bucht maximal das Frühstück und nutzt ansonsten das reichhaltige Angebot an guten griechischen Restaurants. Genießt ein »English Breakfast« am Morgen, ein Omelett oder einen Salat mit einem eisgekühlten Frappé am Mittag und Mezedes (griechische Vorspeisen) mit einem guten Hauswein und einem unvergesslichen Sonnenuntergang am Abend. Diesen Urlaub werdet Ihr für immer im Gedächtnis behalten.
Wer Kreta entdecken und erleben will, der muss raus aus seinem Hotel. Ein Auto ist schnell gemietet, z. B. bei Eurocars.
Nun bewegen die Kreter allerdings ihr Kraftfahrzeug etwas anders über die Straßen, als wir es gewohnt sind und kennen.
Wir müssen es ihnen ja nicht in jedem Punkt gleichtun, aber wir sollten auch nicht zu sehr aus der Rolle fallen und als Touris dumm auffallen.
Versteht meine Ausführungen bitte nicht als Tipps oder Ratschläge, sondern als persönliche Erfahrung.
Die aus meiner Sicht wichtigste Regel: Ich bin hier Gast und habe mich zu fügen. Lasst den Einheimischen den Vorrang und legt Euch nicht mit Ihnen an. Ihr könnt nur den Kürzeren ziehen, erst recht in den Bergen auf kurvenreichen Straßen.
Fast genauso wichtig: Den Weg freimachen, wenn man überholt wird. Der Kreter benutzt dazu die ganze Straße, also auch den »Standstreifen«. Man fährt so weit wie möglich rechts (ggf. auf den Standstreifen), damit der Überholende den nötigen Platz hat. Dabei bitte nicht darüber nachdenken, dass doch eigentlich überhaupt kein Platz zum Überholen vorhanden ist, und auch nicht zum typisch deutschen Moralapostel werden (hier ist 50 und ich fahre doch schon 51). Auf Kreta überholt man auch in dritter Spur und Geschwindigkeitsbegrenzungen sind dazu da, nicht beachtet zu werden.
Verbots- und Gebotsschilder werden häufig vollkommen ignoriert. Wundert Euch also nicht, wenn ein Einheimischer in einer 50er-Zone 80 km/h fährt, während der Fahrt gleichzeitig raucht, telefoniert und trinkt oder in dritter Spur parkt. Alles völlig normal. Wenn möglich, folgt einfach dem Verkehrsfluss.
Blitzanlagen wurden gekauft, installiert und innerhalb von wenigen Tagen von den Kretern »deaktiviert«. Vielleicht wurden sie inzwischen reaktiviert, ich kenne den aktuellen Status nicht. Ihr könnt es natürlich ausprobieren, allerdings kenne ich die Konsequenzen nicht. Besser ist es vielleicht, Ihr richtet Euch nach den Hinweisschildern, die grundsätzlich auf einen »Starenkasten« hinweisen. Und noch etwas: die Teile blitzen ausschließlich von hinten!
Der Kreter liebt seine Hupe. Er hupt, wenn er überholen will, wenn sein Nachbar gerade vorbei läuft oder weil Ihr gerade wie Touris fahrt.
Ich möchte vermuten, dass auch auf Kreta die Rechts-vor-Links-Vorfahrtregel gilt. So die Theorie. Aus meiner persönlichen Erfahrung hat aber stets die breitere Straße Vorfahrt, egal, aus welcher Richtung sie kommt. Solltet Ihr unsicher sein, dann bleibt einfach stehen, auch wenn der Kreter hinter Dir, der jetzt wegen Eures plötzlichen Bremsvorgangs ebenfalls stehen bleiben musste, wie wild hupt und die Touristen lauthals verflucht.
Das ist unsere Art zu reisen: Von zu Hause aus
Wenn man früh genug anfängt, nach passenden Flügen zu suchen, kommt man häufig für um die 100 Euro nach Kreta und für einen ähnlichen Preis auch wieder zurück. Es sind nicht immer Direktflüge, da wir aber grundsätzlich drei Wochen auf der Insel sind, kommt es uns auf ein oder zwei Stunden nicht an.
Der Jeep, den ich bei Eurocars reserviert habe, wird uns am Flughafen übergeben. Kurz Papiere ausfüllen, Miete bezahlen und ab geht's Richtung Platanes.
Wir wollen keinen Hotelstress und -lärm, wir wollen kein Hotelessen, wir brauchen kein »All Inclusive« und wir wollen uns nicht an feste Zeiten halten müssen. Wir haben Urlaub!
Zugegeben, es hat natürlich was, wenn man sich in einer 5-Sterne-Umgebung von vorne bis hinten bedienen lassen kann und sich um nichts kümmern muss. Man kann zu jeder Zeit essen und trinken, lässt sich am Pool die Drinks servieren und hat auch sonst jeglichen Komfort. Für viele ist es ein Rundum-Wohlfühl-Paket. Aber mal ehrlich: auf Mallorca bekomme ist den gleichen Service für 300 Euro weniger pro Person.
Ich weiß nicht, ob es mehr Autovermietungen oder mehr Restaurants auf der Insel gibt. An jeder Ecke findet Ihr ein »Rent-a-Car«-Büro, in dem Ihr »günstig« Autos, Motorräder oder Quads mieten könnt. Dabei gibt es namhafte Unternehmen wie »Sixt"« oder »Europcar«, aber auch jede Menge griechische Anbieter, deren Namen man in Deutschland nicht unbedingt kennt. Einer davon ist Eurocars.
Ich will und kann hier keine Vergleiche anstellen, ich weiß nur, dass ich in den vielen Jahren noch nie ein Problem mit »Eurocars« hatte.
Die Vermietung hat ihren Sitz in Adelianos Kampos, ca. 3 km östlich von Platanes. Ansprechpartner ist Ingo, deutscher Staatsbürger, guter Freund und nach inzwischen mehr als zwanzigjähriger Firmenzugehörigkeit griechisch sprechender »Gelber Engel«. Sollten wir unterwegs mal ein Problem haben (was bislang noch nicht vorgekommen ist), rufen wir ihn einfach an; er kümmert sich.
»Eurocars« und Ingo: absolut empfehlenswert!
Und noch etwas, auch wenn ich mich wiederhole: verzichtet auf die Klimaanlage!
So'n Reiseführer ist nicht nur informativ, er ist auch unterhaltsame Lektüre, wenn man abends auf der Terrasse oder dem Balkon seine Beine ausstreckt, ein Glas Rotwein neben sich auf dem Tisch stehen hat und noch etwas entspannen möchte. Man sucht sich die Region auf der Insel aus, in der man sich zurzeit aufhält und holt sich Anregungen und interessante Hinweise auf Orte und Ausflugziele, die in der Nähe liegen und die man ggf. auf seine To-Do-Liste übernehmen kann.
Ich habe schon viele Bücher dieser Art in der Hand gehabt und studiert, hängen geblieben bin ich bei dem Reiseführer "Kreta" von Eberhard Fohrer aus dem Michael Müller-Verlag (ISBN 9783899539714). In der 20. Auflage von 2015 erfahrt Ihr auf 756 Seiten alles Wissenswerte über Mythologie und Geschichte, Traditionen und moderner Lebensart, kretische Umgangsformen sowie sehenswerte Orte und Plätze auf Griechenlands größter Insel.
Wer nicht so tief einsteigen möchte, dem sollte der Reiseführer "Kreta" von Marco Polo (ISBN 9783829704632) genügen. Der Autor Klaus Bötig liefert auf 142 bunt bebilderten Seiten Informationen über Land & Leute und in einem groben Raster alles Wissenswerte über die bekanntesten Orte auf dem Eiland.
Wer die Insel erkunden möchte, der benötigt eine Karte. Die Auswahl ist groß und je nach Reiselust kann man einfache Übersichtskarten im Maßstab 1 : 300.000 oder detailliertes Material im Maßstab 1 : 100.000 erhalten.
Mein Favorit und mein ständiger Begleiter auf Kreta ist die reiß- und wasserfeste Kreta-Karte vom Reise Know-How-Verlag (ISBN 9783831772933). In der Skalierung ist sie vollkommen ausreichend und sorgt dafür, dass ich selbst kleinste Orte im Landesinneren finde.
Sollte ich dort tatsächlich mal etwas nicht finden, entdecke ich es mit Sicherheit auf der Kreta-Karte aus dem Harms-Verlag (ISBN 9783927468160). Die Karte besteht aus zwei einzelnen Karten, unterteilt in Ost- und Westkreta im Maßstab 1 : 100.000 und ist eher zum häuslichen Studium geeignet.
Hier möchte ich das Rad nicht neu erfinden. Alle wichtigen Rufnummern findet Ihr hier.