Urlaub 2013
Im Herbst 2009 begann die Wirtschaftskrise in Griechenland. Als ich im Frühjahr 2010 meinen Kreta-Urlaub buchte, erklärte mir die Reisebürokauffrau, dass sie förmlich einen Run auf ihr Reisebüro erführe. Die Kunden, die für das aktuelle Jahr einen Griechenlandurlaub gebucht hatten, änderten ihr Reiseziel in Türkei oder andere südliche Ziele. Mich hat allerdings damals nichts davon abgehalten, trotzdem Kreta zu buchen. Ich habe es nicht bereut.
Damals wie heute zeigt sich Kreta gastfreundlich und seine Bewohner sind liebenswürdig und zuvorkommend – also so, wie immer. Als Tourist bemerkt man nichts von einer Krise.
Anders sieht es aus, wenn man mal hinter die Kulissen schaut, indem man die Geschäftsleute auf ihre wirtschaftliche Situation anspricht.
Jeder kämpft ums Überleben! Dabei trifft es den Einzelnen gleich von 2 Seiten: höhere Abgaben und fehlende Einnahmen. Über die (neue/höhere/zusätzliche) steuerliche Belastung oder Kürzung öffentlicher Gelder möchte ich hier nicht spekulieren, aber warum gehen die Einnahmen zurück?
Befragt man die Geschäftsinhaber nach dem Grund der fehlenden Einnahmen, fällt der Begriff "All Inclusive" als erstes. Im Gegensatz zu den früheren Jahren, als nur die exklusiven Gästehäuser AI anboten, bindet heute fast jedes Hotel seine Gäste über diese Verpflegungsart an sein Haus. Die Gäste nehmen all' ihre Mahlzeiten im Hotel ein, die Restaurants bleiben leer.
Als nächstes bemängelt man, dass die Geldbörse der Touristen nicht mehr so locker sitzt, wie noch vor wenigen Jahren. Viele schauen sich die Waren nur an, ohne überhaupt zu kaufen, und die, die dann doch mal etwas ausgeben, bescheiden sich mit Kleinigkeiten oder günstigen Angeboten.
Der dritte Grund für die Umsatzeinbußen sind dann tatsächlich die zurückgegangenen Touristenzahlen. Noch vor einigen Jahren brauchte man viel Zeit, wollte man in den Abendstunden durch Réthymnons Altstadt flanieren, da die Straßen übervoll mit Touristen (und Einheimischen) waren, die sich die Auslagen in den Schaufenstern ansahen, shoppen oder essen und trinken gingen. Heute ist es sehr still geworden zwischen den alten Häusern sowie in den Geschäften, Tavernas und Restaurants. Die Menschen fehlen.
Keiner der Kaufleute macht ein Hehl daraus, dass er um seine Existenz bangen muss, und er spricht es auch offen aus: "Sorry, we don’t know if we’ll survive."
Es fällt einem im ersten Moment wirklich nicht leicht, diese Verbitterung und den darin enthaltenen Hilfeschrei mit der dargebotenen Leichtigkeit und Lebensfreude der Kreter in Einklang zu bringen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob wir auch weiterhin in unseren Stammlokalen die vorzügliche griechische Küche genießen und in unseren bevorzugten Shops unsere Mitbringsel einkaufen können.
Aus unserer Sicht muss man Elafonísi nicht unbedingt aufsuchen. Bei der Beschreibung "An Kretas 'Südseestrand' gerät man leicht ins Schwärmen: Lagunenatmosphäre zwischen der verzweigten Küste und der malerisch vorgelagerten Insel, lichtblaue Wasserbecken, weicher, weißer, z. T. rötlich schimmernder Sandstrand, prächtige Dünen, schattige Wacholderbäume …" (Quelle: Kreta, von Eberhard Fohrer, aus dem Michael Müller Verlag, 18. Auflage) halten wir für etwas überzogen.
Der Strand liegt im äußersten Südwesten der Insel und ist von Platanés aus in gut 2,5 Autostunden erreichbar. Elafonísi ist heute eine Touristenattraktion, entsprechende Menschenmengen findet man dort vor. Zwar ist der Weg das Ziel, und der Weg dorthin ist durchaus reizvoll, hat man aber in den Bergen auf den vielen Serpentinen einen oder gar mehrere Busse vor sich, wird das Ganze zum Geduldspiel. Hinzu kommen die Touristen, die mit ihren klimatisierten Kleinmietwagen eine Sightseeing-Tour machen und die Straßen blockieren.
Busse sind tatsächlich in Massen unterwegs. Will man diesen ausweichen, sollte man früh genug losfahren.
Für Klein-(Kinder) ist der Strand durchaus geeignet, da die flache Strandlandschaft weitgehend knöcheltiefes, warmes und sehr klares Wasser bietet. Wenn man also Lust hat, sich mit Hunderten weiterer Touristen den Strand und die flache Uferzone zu teilen, ist man hier bestens aufgehoben.
Argiroúpolis, ein kleines Dorf in den Bergen, ca. 1 Autostunde von Platanés entfernt, ist sicherlich kein Zugstück für den Tourismus, aber der kleine Laden im Torbogen neben der zentralen Platia ist auf jeden Fall ein Besuch wert. Hier erhält man "NATURAL PRODUCTS FROM ORGANIC AVOCADO OIL". Angeboten wird eine breite Palette an Cremes, Seifen, Körpermilch und sonstigen Pflegeprodukten, die allesamt auf Avocadobasis hergestellt wurden. Einfach mal ausprobieren. Ach ja, und genug Geld mitnehmen, Kosmetik hat auch hier ihren Preis.
Wenn ihr dann schon mal hier seid, dann fahrt ein kurzes Stück zurück Richtung Réthymno und biegt dann links ab zu den Wasserfällen von Lappa. Die sollte man nicht verpassen.
Das kleine Töpferdorf in den Bergen, ca. 45 Autominuten süd-östlich von Platanés, wird von uns grundsätzlich mehrfach aufgesucht. Zum einen kaufen wir dort immer im selben Laden (hier sind wir sicher, keine Importware zu kaufen) tönerne und handsignierte Mitbringsel (Aschenbecher, Tassen, …), sowohl für den Eigenbedarf, als auch für zu Hause gebliebene Freunde. Andererseits gibt es dort eine kleine Taverna, deren Besitzer/in wir sehr gut kennen und die einfach zum längeren Verweilen einlädt. Unter Schatten spendenden Bäumen etwas trinken, eine Kleinigkeit essen und ein paar Worte mit dem Wirt wechseln, so wird der Aufenthalt angenehm und kurzweilig.
Morgens um 7:45 Uhr ging es ab Réthymnon los. Nach gut 3 Stunden haben wir die Postkarteninsel erreicht, um dann um 17:30 Uhr den Heimweg anzutreten. Die verbliebene Zeit auf der Insel bleibt unvergessen. Die Bilder sprechen für sich.
Bei der Einfahrt in die Caldera von Santorini, konnte man bereits von weitem die auf den Hügeln erbauten weißen Häuser der kleinen Städte sehen. Wir liefen in Athinios ein und verließen dort die Fähre.
Wie die anderen gefühlten 10.000 Touristen auch, wurden wir in einen Bus gepackt und als erstes nach Oia gebracht. Da ich die Bilder aus dem Bus heraus gemacht habe, sind teilweise entsprechende Spiegelungen zu sehen.
Fira ist aus meiner Sicht vielleicht nicht ganz so attraktiv wie Oia, aber die Postkartenstimmung ist auch hier durchaus vorhanden.
Es reichte nur bis zum Eingang der Schlucht, schließlich hatten wir Urlaub.
Samariá ist (angeblich) Europas längste Schlucht und bietet in fast senkrecht aufsteigenden Felswänden auf einer Länge von 16 km und einem Höhenunterschied von 1200 Metern einen strapaziösen Marsch gegen die Uhr, um am Ende der Wanderung am Libyschen Meer noch das letzte Schiff in Ágia Rouméli zu erreichen. Diese Umschreibung reicht, um mit dem Jeep anzufahren, sich am Eingang der Schlucht in einer netten Taverna einen Drink zu genehmigen, um dann wieder den Jeep für die Rückfahrt zu besteigen.
Auch diese Schlucht haben wir nicht betreten, obwohl sie mit einer Länge von ca. 2 km deutlich kürzer als die Samariá-Schlucht ist.
Aber auch wenn man sie nicht durchwandert, kann man sie genießen. Auf dem Weg von Réthymnon nach Spíli geht es irgendwann rechts ab in Richtung Plakiás. Auf dieser Straße fährt man dann direkt an der Kourtalíotis-Schlucht vorbei. Ein durchaus imposantes Erlebnis, das ich zumindest annähernd versucht habe, auf Bildern festzuhalten.
Zu dieser Brücke gelangten wir auf unserer Fahrt zum Strand von Préveli. Glaubt man den Geschichtsbüchern, so stand Kreta in den Jahren 1204 bis 1669 unter venezianischer Herrschaft (http://www.cretadeluxe.de/de/info_kreta.htm). An der Brücke befindet sich jedoch eine Inschrift, aus der hervorgeht, dass sie erst Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde.
Ob nun venezianisch oder nicht, sehenswert ist dieser Ort auf jeden Fall. Die Brücke spannt sich über den Megalopótamos (der auch durch die Kourtalíotis-Schlucht fließt und schließlich am Strand von Préveli ins Mittelmeer mündet), der hier sogar im Hochsommer viel Wasser führt.
Hat man beim Aufstieg von Ammoúdi aus den Scheitelpunkt erreicht, hat man einen wunderbaren Blick über den Strand von Préveli. Die gefühlten 1000 Stufen bergab sind dann bei 32 °C im Schatten nicht mehr ganz so schlimm.
Wie schon weiter oben erwähnt, mündet hier der Megalopótamos ins Mittelmeer. Hier kann man also sowohl im Salz- als auch im Süßwasser baden.
Wer übrigens die Strapazen des ca. 30-minütigen Auf- und Abstiegs scheut, der kann sich ab Plakiás oder Agía Galíni mit einem Boot hierher fahren lassen.
Das größte Bergdorf Kretas liegt auf ca. 800 m Höhe im Ida-Gebirge. Der Ort selbst ist nicht sehr extravagant, seine Geschichte jedoch schon.
Im zweiten Weltkrieg wurden hier auf Befehl der deutschen Wehrmacht alle männlichen Einwohner erschossen und das Dorf wurde dem Erdboden gleichgemacht. Der Grund dafür ist auf dem Dorfplatz auf einer Tafel zu lesen:
"Da die Stadt Anógia ein Zentrum der englischen Spionagetätigkeit auf Kreta ist, da die Einwohner Anógias den Sabotageakt von Damastá (während des Zweiten Weltkriegs wurde dort ein Sabotageakt verübt, um die deutschen Streitkräfte vom Angriff auf Anógia abzuhalten) ausgeführt haben, da die Partisanen verschiedener Widerstandsgruppen in Anógia Schutz und Unterschlupf finden und da die Entführer des Generals Kreipe ihren Weg über Anógia genommen haben, wobei sie Anógia als Stützpunkt bei der Verbringung nutzten, befehlen wir, den Ort dem Erdboden gleichzumachen und jeden männlichen Einwohner Anógias hinzurichten, der innerhalb des Dorfes oder in einem Umkreis in einer Entfernung bis zu einem Kilometer angetroffen wird."
Mehr findet man dazu in den Geschichtsbüchern oder im Internet (z.B. hier).
Um es gleich vorwegzunehmen: die vielen Witwen in dem Dorf, die heute (teilweise etwas aufdringlich) versuchen, ihr Geld durch den Verkauf ihrer selbst hergestellten Häkelarbeiten zu verdienen, hegen absolut keinen Groll gegen Deutsche. Auch dafür findet man die Gründe in den Geschichtsbüchern.
Sofern ihr hier einkaufen wollt, achtet darauf, dass ihr wirklich die selbst gemachte Ware (für entsprechendes Geld) bekommt, und nicht Produkte "Made in Taiwan".
Einer unserer Lieblingsanlaufpunkte. Wieder einmal nicht wegen des eigentliches Ziels, sondern wegen des Weges dorthin. Nach einer kleinen Erfrischung hoch über der Ímbros-Schlucht, geht es über viele Serpentinen hinab zur Südküste. Immer wenn man meint, man sei gleich angekommen, erscheint vor einem die nächste Kurve.
Es bietet sich einfach an, von Chóra Sfakíon aus an der Südküste entlang über Frangokástello nach Plakiás zu fahren.
Früher war Plakiás wohl mal der Geheimtipp an der Südküste. Aus unserer Sicht ist es ein, zugegeben, schöner Ort, an dem man sein Buch zu Ende schreiben kann. Wer also Ruhe und Entspannung sucht, der wird sie hier, wie auch in Chóra Sfakíon, auf jeden Fall finden.
Ágios Nikólaos gehört zu den Touristen-Zentren auf Kreta, gut 1,5 Autostunden östlich von Platanés. Ein netter Ort mit vielen 5-Sterne-Hotels, den man mal besucht haben sollte. Die ganze Innenstadt scheint aus engen Einbahnstraßen zu bestehen, durch die sich endlose Kolonnen von Autos und Motorrädern quälen.
Wirklich schön ist der dunkelgrüne Binnensee See (Voulismeni-See) mitten in der Stadt, der sich direkt an den Hafen anschließt. Hier spielt sich dann auch ein Großteil des (touristischen) Lebens ab.
Wer Ágios Nikólaos besuchen möchte, sollte nicht zu spät anreisen, denn Parkplätze sind hier echte Mangelware. Jede kleinste Lücke wird (natürlich gebührenpflichtig) angeboten. Man gibt dann ggf. einfach seinen Autoschlüssel beim Parkwächter ab, damit der die Möglichkeit hat, die Autos zu rangieren, um eingepferchte Fahrzeuge wieder in die Freiheit zu entlassen.
Der Geheimtipp für Menschen, die in ruhiger Abgeschiedenheit einen romantischen Abend erleben möchten. Der Sonnenuntergang im “Fantástico” bleibt unvergessen.
Das "Fantástico" liegt hoch über Platanés und bietet einen fantastischen Blick über die Nordküste Kretas. Da die Taverna sehr versteckt liegt und es keine Wegbeschreibung und kaum Hinweisschilder gibt, findet man dort wenig Touristen und ab ca. 21 Uhr nur noch einige Einheimische. Das "Fantástico" wird zwar in dem einen oder anderen Reiseführer erwähnt, aber die Wegbeschreibung ist einfach zu wage. Aus unserer Sicht sehr angenehm, aus Sicht des Betreibers Michalis Anomerianakis und seiner Familie natürlich eher unglücklich. Hierher verirren sich auch keine Busse, da sie wohl die 20-prozentige Steigung (mit dem Jeep teilweise im 1. Gang!) auf der sehr engen Straße nicht bewältigen können. So bleibt für viele das "Fantástico" ein echter Geheimtipp.
Fährt man auf dem schnellsten Weg von Platanés zum "Fantástico", kommt man durch den kleinen historischen Ort Maroulás.